Liverpool und der VAR – Keine Freundschaft in Sicht
Der FC Liverpool spielt in der englischen Premier League als amtierender Titelverteidiger wieder ganz oben mit. Nach dem Sieg im Topspiel gegen Tottenham haben die Reds drei Punkte Vorsprung auf den Rivalen aus London. Von 13 Spielen wurden acht gewonnen und lediglich eines verloren. Eigentlich könnte man an der Anfield Road rundum zufrieden sein. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, da wäre irgendwie noch mehr drin gewesen. Liverpool haderte in dieser Saison schon mehrmals mit Schiedsrichterentscheidungen. Trotz VAR fühlen sich die Mannen von Jürgen Klopp teilweise um Punkte betrogen. In England hat dies schon eine rege Diskussion entfacht. Hat der Videoschiedsrichter auf der Insel vielleicht gar keine Zukunft mehr?
Alle paar Wochen gibt’s Ärger
Jürgen Klopp ist ja bekanntlich ein Freund klarer Worte. Wenn der Erfolgstrainer von Liverpool spricht, hört der Rest der Liga zu. Und wenn Klopp über den VAR redet, wird noch genauer hingehört. Allein in dieser Saison hatte Klopp schon mehrmals großen Ärger mit dem Videoschiedsrichter, was die Reds seiner Meinung nach vier Punkte gekostet hat. Das könnte im Titelkampf am Ende entscheidende Auswirkungen haben. Liverpool zählt bei den Wettquoten mit 2,20 zwar nach wie vor als Top-Favorit, doch die Saison ist noch lang und Rivalen wie Manchester City (3,25) oder Tottenham (7,50) noch lange nicht geschlagen. Daher ist Klopps Ärger durchaus nachvollziehbar.
Alles angefangen hat in dieser Saison beim 2:2 im Merseyside Derby beim FC Everton. Der 5. Spieltag sollte für die Reds ganz entscheidend werden. Gerade erst hat der amtierende Meister mit 2:7 gegen Aston Villa verloren und wollte gegen die Toffees unbedingt eine Reaktion zeigen. Es sah auch ganz gut aus. Sadio Mane war schon in der zweiten Minute mit dem 1:0 zur Stelle. Dann aber nahm das Schicksal seinen Lauf. Jordan Pickford krachte mit Liverpools Abwehrchef Virgil van Dijk zusammen und kam ohne Verwarnung davon. Van Dijk hingegen verletzte sich schwer und wird mit einem Kreuzbandriss wohl für den Rest der Saison ausfallen. Wäre das nicht schon schlimm genug, wurde auch noch der Siegtreffer zum 3:2 in der Nachspielzeit von Jordan Henderson wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt. Eine Entscheidung, die selbst am Fernseher mit bloßen Augen kaum zu sehen war. Zwei Punkte und einer der wichtigsten Spieler weg. Klopp und die Reds kündigten daher eine Untersuchung bei der Premier League an. Sowohl das Foul an van Dijk als auch das aberkannte Tor waren dem Meister ein Dorn im Auge.
Rückschlag gegen Brighton
Es war nicht das einzige Ärgernis mit dem VAR in dieser Saison. Nur einen Spieltag darauf gab es wieder eine strittige Situation im Spiel der Reds. Diesmal an der Anfield Road gegen Sheffield United. Zwar hat Liverpool dieses Spiel mit 2:1 gewonnen, geriet jedoch durch eine strittige Elfmeterentscheidung in Rückstand. Der VAR entschied auf ein Foul von Fabinho gegen Oliver McBurnie, obwohl der Brasilianer den Ball spielte. Sander Berge war es egal. Der verwandelte sicher zur Führung für die Gäste. Dadurch, dass Liverpool das Spiel noch drehen konnte, blieben die Diskussionen diesmal aus, doch es hätte auch anders laufen können. Dann wäre der Aufschrei groß gewesen.
So wie am 10. Spieltag gegen Brighton & Hove Albion. Endstand 1:1. In der dritten Minute der Nachspielzeit kassierten von der Champions League müde Liverpooler den Ausgleich per Elfmeter. Vorausgegangen war eine Überprüfung des VAR, für den Klopp nur höhnischen Beifall übrig hatte. Dieser hatte im vorherigen Spielverlauf zwei Tore der Reds aufgrund von Abseitsstellungen aberkannt. Zurecht, doch das spielte nach dem Last-Minute-Ausgleich keine Rolle mehr. Denn, das muss man zugestehen, war der Pfiff gegen Liverpool durchaus schmeichelhaft.
Dominanz zu groß?
Man mag dem VAR keine Absicht unterstellen, doch durch die Entscheidungen des Videoschiedsrichters ist die Premier League definitiv nicht langweiliger geworden. Böse Zungen mögen behaupten, dadurch werde die Dominanz der Reds etwas eingedämpft. Doch sollten Fairness und Gerechtigkeit nicht ganz oben stehen? Vielleicht ist es einfach wie vor dem VAR. Alles gleicht sich einmal aus, denn auch Liverpool hat schon von so manch fragwürdiger Entscheidung profitiert. Der Mirror hat es mal zusammengerechnet. Insgesamt wurden seit Einführung des VAR sieben Entscheidungen für, elf gegen Liverpool gefällt. Dennoch kann man den Ärger verstehen, denn betrachtet man allein diese Saison, fällt die Statistik mit 1:8 klar zum Nachteil des amtierenden Meisters aus. Mal abwarten, ob diese Bilanz sich bis zum Saisonende noch einigermaßen ausgleicht. Ansonsten ist die Kritik von Klopp und Liverpool nur nachzuvollziehen.
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